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Wesen und dem Zwang der Elemente resultirenden Veränderungen unserer Erdoberfläche, wie Kepler sie an einigen Beispielen erklärt, vollziehen sich seit Urzeiten in steter Weise. So ist die Veränderung durch den Zwang der Elemente besonders auch bei unseren Alpen beobachtet worden: die Auswaschung und Abführung des zerbröckelten Gerölles geschieht sogar nach einer gesetzmässigen Regelmässigkeit, so dass die Geologen im Stande sind, die Zeit zu berechnen, wie lange dieses ungeheure Gebirge überhaupt noch als solches bestehen wird. Ebenso sehen wir diese geheimnissvolle Kraft mitwirken bei der Entstehung einzelner, isolirter Felsenblöcke, und man dürfte daraus erkennen, dass die Erscheinung der sogn. erratischen Blöcke nicht nur allein der transportirenden Thätigkeit der Gletscher zuzuschreiben ist. Ja, nach einigen Andeutungen, die Kepler in Begründung der These XIX macht, wird man vielleicht nicht fehl gehen, wenn man die Ursache der als Albedo eingeführten Erscheinung [s. C. 108] mit auf die Wirkung dieses stofflichen Zwanges setzt, insofern, als letzterer die Oberflächenbeschaffenheit beeinflusst und dadurch das specifische Reflexionsvermögen regelt.

Die Voraussetzung, die diese oben definirten Kräfte nothwendig haben müssen, dass sie nämlich nur auf einem lebenden und belebten Himmelskörper thätig sein können, war für Kepler gegeben und so war es nur eine berechtigte Consequenz, sie auch als wirksam auf dem Monde anzunehmen.

Wir Epigonen wissen zwar, dass unser Nachbar ein Weltkörper ohne Luft und Wasser, ein trockenes, nacktes Felsengerippe ist, auf welchem weder Vegetation, noch Leben, noch irgend eine Bewegung, sondern nur ewige Ruhe und Grabesstille herrscht. Aber wir wissen auch, dass er nicht immer in diesem Zustand war. Vielleicht hat er sich selbst überlebt und ist nach einer glänzenden Vergangenheit nun als unbrauchbare Schlacke aus der Reihe bewohnter Welten herausgetreten, ein Schicksal, das unserm Wohnsitz höchstwahrscheinlich noch bevorsteht! Vielleicht befindet er sich zur Zeit in einer Art von Verpuppung, einem neuen, besseren Leben, seiner Auferstehung, entgegen schlummernd! – Wer weiss es!? –

3. [2.]
Folgt aus XXIV.
4. [3.]
Folgt aus XIII.
5. [4.]
Folgt aus XXI.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_199.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)