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gelesen, zu nicht geringem Troste in seinem Exil; er ist auch ein gelehrter Mathematiker. Als er von mir Dein Vorhaben betreffs der Noten zur ‚Astronomie des Mondes‘ und der Herausgabe der Schrift Plutarchs darüber hörte, war er sehr erfreut und trug mir, mit den verbindlichsten Wünschen für Dein Wohlergehen, auf, Dich zu bitten, dass Du doch dies Werk der Oeffentlichkeit nicht ganz oder noch längere Zeit vorenthalten mögest. Ich habe die griechische Octavausgabe des Plutarch von H. Stephanus in 6 Bänden. Wenn Du willst, schicke ich Dir den Theil, der das Buch von dem Gesicht im Monde enthält. Vor Kurzem setzte ich mich durch Vermittlung des jüngeren Gothofred mit dem gelehrten Nicolaus Rigaltius in Verbindung: er hat mein griechisches Pachymorium, um die Lücken nach dem Kodex der Königl. Bibliothek auszufüllen (er ist Bibliothekar des allerchristl. Königs). Könnte er dies nicht auch mit dem Plutarch? Jedenfalls werde ich ihn bei erster Gelegenheit fragen“ – –

In seiner Antwort, datirt 1929 März 1624, kommt Kepler nur am Schluss auf das ‚Somnium‘ zurück:

„In Betreff des Plutarchs möchte ich für jetzt wenigstens die Paragraphen ausgeschrieben haben, welche den Lücken bei Xylander vorhergehen und nachfolgen; inzwischen wird sich zeigen, ob die französische Bibliothek helfen kann.“

Die letzte Aeusserung über sein ‚Somnium‘ erfahren wir aus einem Briefe Keplers, den er 1629 an Bernegger in Angelegenheit der Herausgabe eines Compendiums der Mathematik schrieb:

Was wirst Du sagen, wenn ich Dir zur Erheiterung meine ‚Astronomie des Mondes, oder der Himmelserscheinungen auf dem Monde‘ zueignete? Verjagt man uns von der Erde, so wird mein Buch als Führer den Auswanderern und Pilgern zum Monde nützlich sein. Dieser Schrift gebe ich Plutarchs ‚Mondgesicht‘ bei, von mir neu übersetzt und in den meisten lückenhaften Stellen nach dem Sinn ergänzt, was dem Xylander, der kein Astronom war, nicht gelingen konnte.

Das ist Alles, was wir in Keplers Schriften über das ‚Somnium‘ finden; in seiner letzten Aeusserung spricht er ahnend sein baldiges Hinscheiden aus: er selber ist bald darauf von der Erde verjagt und ein Pilger zum Monde geworden!

Haben wir so die Entstehung des merkwürdigen Buches aus seinen eigenen Worten erfahren, so hören wir aus denen seines Sohnes Ludwig die weiteren Schicksale.[1]

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite XII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_016.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)
  1. S. nachstehende Dedication an den Landgrafen Philipp von Hessen [XIII], dem er das nachgelassene Werk seines Vaters zueignete. Ludwig Kepler, geb. 1607 zu Prag, gest. 1663 in Lübeck. Arzt in Genf und Königsberg.