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Schifflein dieser lyrischen Sängerfahrt saßen nur einige wenige Minstrels, welche, um den Mangel einer zahlreicheren Massenie zu decken, sich wieder mehrfach hinter allerlei hochklingende Pseudonyma vermummten. So war Franz Bonn außer durch seine Symphonie in Weh-Moll auch als Fr. v. Münchberg mit lyrischen Gedichten vertreten, von welchen wir besonders „die Beichte“ hervorheben möchten. Der Wille dieser fröhlichen Jugend war gewiß ehrenwerth und gut, nur ihre Kraft verschieden. Zum Bedeutendsten gehörten die Beiträge von Joh. Schrott, welcher außerdem, wenn wir nicht irren, hinter einem „Theodoret Volker“ steckte und auch sonst durch allerlei Anonyma vertreten seyn mochte.[1]

Die „Lavagluthen“ waren direkt an die Nachzügler Jung-Deutschlands gerichtet und speciell an Karl Beck, Alfred Meißner und Ferdinand Freiligrath adressirt, deren bombastischer Schwulst und atheistische Renommage trefflich persiflirt. Der Titel schreibt sich daher, daß der Poet, die Weltschmerz-Sänger carikirend, ausruft: sein Lied ströme wie rothe Lava aus dem Vesuv seiner Brust, bereit alle Leser zu einem Herculanum einzuäschern! Man glaubt den Schelm mit vollem Gesichte lächeln zu sehen, wenn er in Karl Beck’s Manier den „Weltgeist“ besingt:

Ihr Ströme seid des Weltgeist’s Riesenthränen,
Er weint euch in der Nächte stillem Walten;
Kaum mag er länger mit den Felsenzähnen
Des Himmels lange Wolkenfetzen halten.

Er wühlt sich in des Waldes Tannenhaare
Mit seiner Hände stürmendem Orkane,
Dann aber mit dem wallendem Talare
Erscheint er auf der Sterne Goldaltane.

Der Mond ist seines Turbans Lichtagraffe,
Der Erde Blumen – Stickerei am Saume,
Der Dichter aber ist des Weltgeist’s Waffe,
Mit der er fuchtelt, wie der Held im Traume!


  1. Die „Meditationen“ von Johannes Schrott erschienen 1858,
Empfohlene Zitierweise:
Joseph Kehrein: Der bayerische Dichter Franz Bonn. In Commission der Literarisch-artistischen Anstalt, München 1881, Seite 596. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kehrein_Franz_Bonn.djvu/4&oldid=- (Version vom 1.8.2018)