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Voltaire: Kandide. Erster Theil

Panglos warf der Dervisch ihnen die Thüre vor der Nase zu.

Während dieser Unterredung erscholl das Gerücht, daß zu Konstantinopel zwei Wessire des Divans und der Mufti sein erdrosselt, und viele ihrer Freunde angepfählt worden. Dieser tragische Vorfall gab einige Stunden lang nicht wenig Gemunkel. Wie Kandide, Panglos und Martin wieder nach ihrem Vorwerkchen zurükkehrten, fanden sie einen wakkern Greis in einer Pomeranzlaube vor seiner Thür sizen, um der Kühle zu geniessen.

Panglos, der ein eben so neugieriges als disputirsüchtiges Geschöpf war, fragte ihn, wie der ebenerdrosselte Mufti hiesse. Das weis ich nicht, antwortete der ehrliche Alte, ich hab’ mein Lebstage nicht gewusst, wie irgendein Mufti oder ein Wessir heisst; habe kein Sterbenswort von der ganzen Historie gehört. Ich denke, all’ die politischen Kannengiesser und Pfannenflikker mit dem Maul und in der That reiten gemeiniglich am Ende gar übel an, und ’s kann ihnen gar nicht schaden. Ich meines Parts erkundige mich niemals, was in Konstantinopel vorgeht, schikke meine selbstgepflanzten Gartenfrüchte h’nein und damit holla!

Wie er dies gesagt hatte, führt’ er die Fremden in sein Haus; seine beiden Töchter und beiden

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_200.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)