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Voltaire: Kandide. Erster Theil

keine Gerechtsame über seine Schwester zustünden, und daß sie nach allen Reichsgesezen sich Kandiden konnte an die linke Hand trauen lassen. Martin stimmte dahin, daß der Baron sollte in’s Meer geworfen werden. Kakambo that den Ausspruch: Man müsse ihn wiederum dem Levantifahrer überantworten, eine Zeitlang an die Ruderbank schmieden, und dann mit dem ersten, besten Schiffe nach Rom an den Pater General schikken.

Diesem Gutachten ward einstimmig beigetreten; die Alte billigte es auch, wie sie’s erfuhr; vor Kunegunden ward’s verheimlicht. Mit etlichen Dukaten war das Projekt ausgeführt, und man hatte die Freude, einen Jesuiten zu überlisten, und einen ahnenstolzen Gauch zu bestrafen.

Verheuratet mit seiner Trauten, umgeben vom Philosoph Panglos, und Philosophen Martin, vom klugen Kakambo, und der weisen Alten, und überdies im Besiz so vieler Diamanten, die er aus dem Vaterlande der alten Inkas mitgebracht, hätte man glauben sollen, daß Kandide das wonnigste Leben von der Welt führen müsste. Gewaltig geirrt! Die Juden hatten ihn so vielfältig geprellt, daß er weiter nichts übrig behielt, als sein Vorwerkchen; seine Frau ward täglich häslicher, und zugleich zänkisch und unleidlich; die Alte kränkelte in

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_195.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)