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Voltaire: Kandide. Erster Theil

hundert Schläge mit dünnen Röhrchen auf die Fussohlen geben lies. Ich ward grad’ auf eben die Galeere, und grad’ auf eben die Bank geschmiedet, worauf sich der Herr Baron befand.

Auf der nämlichen Galeere waren vier junge Marseiller, fünf Neapolische Priester und zwei Mönche aus Korfu, die uns versicherten, dergleichen wären Alltagsgeschichtchen. Der Herr Baron behauptete stets, ihm wäre weit grössers Unrecht wiederfahren, wie mir; ich aber behauptete, es sei weit erlaubter, einem jungen Frauenzimmer einen Straus wieder vor den Busen zu stekken, als sich in puris naturalibus mit einem Itschoglan allein zu befinden. Wir disputirten beständig, und empfingen richtig alle Tage unsre dreissig Karbatschenstreiche, als Sie durch die Verknüpfung der Begebenheiten in dieser Welt auf unsre Galeere kamen, und uns loskauften.

„Nun liebster Panglos, blieben Sie noch immer bei Ihrem Saze, wie Sie gehängt, sezirt, zerprügelt, Ruderknecht geworden waren? Hielten Sie noch immer diese Welt für die beste?“ Noch immer! häng ich fest an meiner ersten Meinung, sagte Panglos; denn mit Einem Wort, ich bin Philosoph, und der lässt sein System nie fahren. Überdies konnte Leibniz gar nicht unrecht haben, und zudem giebt’s

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_191.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)