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Voltaire: Kandide. Erster Theil

Kandide, dem das Herz immer auf der Zunge sas, erzählte dem Spanier all’ seine Abenteuer, und plazte auch mit seinem Vorhaben heraus, Barones Gundchen zu entführen. Da werd’ ich kein Narr sein, und Sie nach Buenosayres bringen, sagte der Schifspatron. Ich müsste sowohl an den hellen lichten Galgen, wie Sie. Die schöne Kunegunde ist Favoritmätresse von Ihro Exzellenz, dem Herrn Gouvernör.

Das war ein Donnerstral, der Kandiden ganz zu Boden schmetterte. Er lag lange da, und weinte sich aus, endlich sprang er auf, und führte Kakambon in ein Seitenkabinet. Hör’, lieber Freund, sagte er: Du hast sowohl wie ich, fünf bis sechs Millionen Diamanten in der Tasche. Der gescheitste Rat nun ist der: Du gehst damit nach Buenosayres und kaufst Barones Kunegunden los. Das wird dir Pfifkopf nicht schwer fallen. Macht Don Fernando Umstände, so gib ihm eine Million, will er noch nicht, gib ihm zwei. Fallen können Dir gar nicht gelegt werden, denn Du hast keinen Inquisitor umgebracht. Ich segle indes nach Venedig, und erwarte Dich daselbst. Dort kann ich sicher sein, vor Bulgaren und Abaren, vor Juden und Inquisitoren; es ist ein freier Staat.

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_112.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)