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Voltaire: Kandide. Erster Theil

spielen. Sie konnten sich gar nicht satt an ihnen schauen. Ihre Steine waren ziemlich breit, rund, sahen gelb rot und grün aus, und hatten ausnemenden Glanz. Unsre Reisende kamen auf den Einfall, einige davon aufzuheben, und siehe! es waren Smaragden, Rubinen und Gold. Der kleinste von diesen Edelsteinen würde dem Thron des Grosmogols zur grössten Zierde gedient haben. Vermutlich müssen das die Königlichen Prinzen sein, die hier Trefstein spielen, sagte Kakambo. Der Dorfschulmeister erschien in diesem Augenblik, um sie in die Schule zu treiben. Ha! ihr Instruktor! rief Kandide.

Sogleich trollten sich die kleinen Bettelbuben vom Spiel’ und liessen ihre Steine und all’ ihr Spielzeug auf der Erde liegen. Kandide hob’s auf, rannte dem Meister Donat nach, überreichte es ihm in der demütigsten Stellung, und gab ihm pantomimisch zu verstehn: Ihro Königlichen Hoheiten hätten ihr Gold und Kleinodien vergessen. Lächelnd warf der Schulmonarch beides auf die Erde, sah’ einen Augenblik Kandiden mit grossen weit ofnen Augen und Munde an, und wanderte seines Weges.

Hurtig hoben unsre Herren aus der andern Welt das Gold, die Smaragden und Rubine wieder auf. Wo sind wir? rief Kandide. Die Königssöhne hier müssen recht philosophisch

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_094.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)