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Voltaire: Kandide. Erster Theil

oder einen starken Laut schallen hört. Wie ein Bliz kamen ein Paar Mädchen in puris naturalibus über die Wiese weggeschossen, und hinter ihnen drein zwei Affen, die sie in die Lenden bissen. Diese Dirnen erhuben jenes Gekreisch.

Kandiden jammerte der Anblik, er hatte bei den Bulgaren schiessen gelernt und hätte wohl eine Nus aus einem Haselbusch herunterbüchsen können, ohne die Blätter zu streifen. Er schlug seine doppelte Spanische Flinte an, und erschos die beiden Affen. Gott Lob mein lieber Kakambo, sagte er, die armen Mädchen hab’ ich aus recht grosser Gefahr gerettet. Beging ich Sünde, daß ich einen Inquisitor und einen Jesuiten tödtete, so hab’ ich jezt an diesen Mädchen ein recht verdienstliches Werk gethan. Ich bin der Retter ihres Lebens. Vielleicht sind sie von vornemem Stande, und so kann uns dies Abenteuer hier im Lande viel Vortheil verschaffen.

Er verstummte aber plözlich, als er sahe, daß diese beiden Dirnen zärtlich die Affen umarmten, in Thränen über ihre Leichname schmolzen, und mit dem wehmütigsten Geschrei die Lüfte erfüllten. So viel Güte des Herzens hätt’ ich den Mädchen nicht zugetraut, sagte endlich Kandide.

Kakambo. Sie haben wieder ’nen schönen Streich gemacht. Die Herren Paviane, die

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_085.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)