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Voltaire: Kandide. Erster Theil

warm, so herzlich! O es war keiner von Euren Theaterküssen! Ihre Lippen begegneten einander, ihre Augen erglühten, ihre Kniee bebten, ihre Hände verirrten sich.

In eben dem Nu ging der Herr Baron von Donnerstrunkshausen bei dem Schirm vorbei. Da er diese Ursach’ und diese Wirkung erblikte, jagt’ er Kandiden mit derben Fustritten zum Schlosse hinaus. Gundchen sank in Ohnmacht; sobald sie sich ein wenig erholt hatte, ward sie von der gestrengen Frau Mama wieder völlig in’s Leben zurückgeohrfeigt, und in dem schönsten und anmutigsten aller Schlösser herrschte Bestürzung über Bestürzung.


Zweites Kapitel.
Wie’s Kandiden unter den Bulgaren geht.

Vertrieben aus seinem irdischen Paradiese wanderte Kandide mit weinendem Auge fort, ohne zu wissen wohin. Er blikte oft gen Himmel, noch öfter nach dem Pallaste, der die schönste aller jungen Baronessinnen in sich schlos. Mit leerem Magen legt’ er sich mitten im Felde hin, zwischen zwei Furchen. Es schneite die Nacht


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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_008.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)