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Daß ihr mir euer Antlitz schenkt, daß ihr
Vergönnt, die theuren Hände euch zu küssen?

GRÄFIN.

Mein Fräulein, ihr demütigt mich. Ich kam,
Um eure Stirn zu küssen, und zu fragen,
Wie ihr in meinem Hause euch befindet?

KUNIGUNDE.

Sehr wohl. Ich fand hier Alles, was ich brauchte.
Ich hatte nichts von eurer Huld verdient,
Und ihr besorgtet mich, gleich einer Tochter.
Wenn irgend etwas mir die Ruhe störte
So war es dies beschämende Gefühl;
Doch ich bedurfte nur den Augenblick,
Um diesen Streit in meiner Brust zu lösen.
(Sie wendet sich zum Grafen).
Wie steht’s mit eurer linken Hand, Graf Friedrich?

DER GRAF VOM STRAHL.

Mit meiner Hand? mein Fräulein! Diese Frage,
Ist mir empfindlicher als ihre Wunde!
Der Sattel wars, sonst nichts, an dem ich mich
Unachtsam stieß, euch hier vom Pferde hebend.

GRÄFIN. Ward sie verwundet? – Davon weiß ich nichts.

KUNIGUNDE.

Es fand sich, als wir dieses Schloß erreichten,
Daß ihr, in hellen Tropfen, Blut entfloß.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich von Kleist: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe, ein großes historisches Ritterschauspiel. Berlin: Realschulbuchhandlung, 1810, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kaethe_(Kleist)_087.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)