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Römische Geschichten und erste Bewohner im Bergland (Jetzt Appenzell.)


     Die Tiguriner (oder Thurgauer) schlugen sich freywillig zu den Alemanier,
deßwegen sie keine Sclaven wurden wie die beseigten Römer zu dieser Zeit.
Der Bodensee machte ehedeßen die Grentzen zwischen Helvetien und allemanien
und Rhätien auß. Das ganze Gau der Tiguriner gehörte einmahl auch zu Rhätien.
Cicero & Julius Saesar sind die ältesten Scribenten die dieses Lands und ihrer
Einwohner gedencken, von lesteren wurd folgendes geschreiben.
     „Als Julius Saesar in das Land kam, fand er menschen die keine stete Wohnung
- haten; die alles gemeinschaftlich unter sich theilten, keine Stätt oder mauren leiden
- konten, --- keiner hat sein eigen Feld gebaut, Sie arbeitteten mit einander, und jeglich-
- er, hat das gleiche Recht auf die Früchte des Felds --- den rhum ihrer Staats-
- Freyheit sezten sie darin Rings umher Wüsteneyen zur Gräntzen zuhaben.“
     Zu den Zeiten der Römer hat der Bauernstand auf dem Flachen Land seinen
anfang genommen, und zu den Zeiten der Allemanier auf den Bergen, die
dahin entflohen haten den Boden mit groser müh und Fleiß urbar gemacht
und durch die bearbeitung des wilden Bodens erwarben sie sich ein gewüßes
Recht des besiz Standes, und sahen das Land das sie durch ihre Handarbeit
urbar gemacht haben als ihr Eigenthum an. Eigenthum forderten Geseze,
und Geschlächter wurden zu völckerschaften. Unter den Allemanischen beherr-
scheren wuchsen nach und nach die alten Helvetischen Einwohner wieder in ein
Volk zusammen, in zwo verscHeidenen Herrschaften ward um das den Römer ent-
rißene Helvetien getheilt, in dem Südlichen theil herrschten die Burgunder,
und im ostnördlichen theil die Alemanen. Jeder Allemanische Herr besas
einen meyerhof, von den Leibeigenen besorgt, öfters war diesen ein Feld-
stuk überlasen, jedoch ohne erlaubnis einiger Veräußerung und unter beding
eines Jährlichen grund Zinßes, an Vieh oder Früchten, mit vorbehalt bestimter
Tagwen und Fronen. Sie Pflügten für sich die helfte des Ackers und die helfte ihrem
Herrn, sonst arbeiteten sie ihme 3 Tage in der Wochen, die übrige Zeit war ihnen selbst.
Dafür gaben sie ihm Eyer, Hühner, Schweine, Brodt und Bier in bestimter Zahl u.
maaß, die mägde Sponnen die Wollen und machten Kleider.

     Anfang der ersten Bewohner in Hohen Gegenden & Gebirg
In dem driten Jahrhundert da die Alemanier (oder Teütschen) öfters in
das östliche Helvetien eingefallen und die Römer bekrieget und alles
um den Bodensee verherret und geplündert, so verließen die Bewohner des
Thurgaus nach und nach ihr flachs und zahmes Land, und nahmen ihre zu
flucht in die Gebirge, um sich von diesen feindlichen überfällen sicher
zustellen. Diese ersten Bewohner waren abstämmling von Helvetier,
Römer, und andern Völker stämmen, weil bey diesen Wanderungs Zeiten,
haben die Einwohner sich nicht selten verändert, vermehret und verminderet haben.
Häußer waren selten, wohl aber Burgen § Thürm und Hüten dabey, in den
Gebirgen aber mögen lange Zeit nur Hirten und Jäger in Hütten gewohnt
haben, wie heüt zu Tag nach in Bergen und Alpen geschieht.
Und keine angebaute ort geweßen, sondern Waldungen, Einöden u. Wüsteney.
§ Eine burg bestand auß einem Wohn Haus u. Thurn, mit 7 bis 12 schu dicken Mauren.