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II

Helvetische Geschichten

     Anfänglich haben die ersten Helvetier in Deütschland gewohnt u. stammen daher.
     Das alte Helvetien habe drithalb hundert taußend Einwohner gehabt, 12 Städte
und 400 Dorfer, vast die gleiche gröse und Gräntzen die heüt zu Tag die Schweiz
einschliesen, und auch schon durch eine Eydgnoßschaft mit einandern verbunden gewesen.
Helvetien war in 4 Gau eingetheilt, die Einwohner in Stämme und Horden.
Das 1te Gau war das urbiginische, das 2te Ambronische gauw,
das 3te Tuginische, und das 4te Tigurinische Gau oder Haubtstämme
(genant das Thurgau und Zurichgau) und das östliche Helvetien geheißen (und
obige das Westliche Helvetien, war das Argau, Uchtland, Pais de Vaud (bernerbiet),
Waliserland und Solothurn, welche Ao. 413 zum kleinen Burgund gemacht.)
     [AU 1]Die Tiguriner waren die mächtigsten, (das Zürich - Thurgauw oder auch
Arbonergau genant,) erstreckten sich bis an Alpstein oder Räthin genant.
Hiemit war auch die alte st. gallische Landschaft und auch das Appenzeller
Land darin begriffen, und vermuthlich auch schon Einwohner gehabt damahlen.
     Diese alten Helvetier Lebten ein jeglicher für sich frey unter selbsterwehlten
Obern, die in Frieden Verwalter ihrer Geseze waren, im Krieg aber herschten
ihre obersten befehlshaber, Geseze und Religion standen in der hand der
Druyden (Priester) ihr außspruch war als ausspruch einer Gottheit verehrt.
     Im Glauben folgten sie den sagen ihrer Vättern, sie waren Heiden,
abgöttisch, abergläubig, und ganz unwißend. Die bewohner der Alpen
waren hirten und Jäger, und in den Ebenen war das Feld gebaut, Waser
Bier und Milch sey ihr getränck geweßen, und von einfacher Lebens art. Sie
waren abgehärtete Tapfere leut, und fragten niemand nichts darnach.
Wann man sie beleidigte fingen sie leicht Krieg an, oder wenn reiche
Beute zu machen waren. Sie führten viele Kriege mit den Germanen,
bald zog eins bald auch mehrere Völcker der Helvetier und Rhätier ins
Gebieth der Römer, und schlugen sie, und wurden auch von Jhnen geschlagen.
     Zu der Zeit da auß östlichen Gegenden 300’000 Streitbare Männer*)
mehr als einer Nation mit ihren Weibern und Kindern, und mit allem
Reichthum hundert überwundener Völker, von der Donau bis an Rhein
wanderten um Gallien zuplünderen, verließen auch die Tiguriner
die gerechten Sitten ihrer VorEltern und Traten zu diesem Wander-
ten Volk, und durchzogen ohne Widerstand ihre Städte, da sie schwär von
Raub an den römischen Grentzen erscheinen, zogen die Römer über die
hochen Alpen, und brachten den Krieg in das Land Helvtien, um den

Feind


  • )Cimbern, Teütonen, und Ambronen. Die Helvetier Sprachen das Cältisch)

Helvetien war von klein und grösern Völckern bewohnt gewesen in den Wanderungs Z.

  1. das Thurgau hat seinen Namen vom Fluße Thur.