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Der Tanz der jungen Gatten, „aus dem Tische“, in Gemeinschaft der beiden verwantesten Paare, der Frauen Schwester und des Mannes Bruder oder solcher ihnen nahe stehenden Tänzer, die das zweimal wiederholen, hebt das Mahl auf, dessen Gäste sich nun im ganzen Dorfe zerstreuen, bei diesem oder jenem alten Bekannten Kaffee zu trinken, bis die Tische weggeräumt und von der jungen Frau die schwarzen Kleider abgelegt und mit carmoisinrothen, einer weißen Batistschürze (Platen), die mit einem vier Finger breiten Bande (Schnur) besetzt ist, und Perlen vertauscht sind. So beginnt der Tanz, dessen letzte Töne erst am Morgen verhallen, wo oft zum Schluß die jungen Eheleute mit nahen Verwandten noch einen Ehrentanz machen. Sich Erholende, Alte und Nichttänzer bewundern während der Zeit das hochaufgethürmte Prunkbett, mit feinen Spitzen besetzt, und die kostbaren Handtücher mit Frangen, die auf buntgeschnitzter Welle (Dwele) hängen, aber von Kindes Kindern eben so noch angestaunt werden können, da sie nie gebraucht werden, sondern nur ein Bild des Reichthums und der Fülle sind. Wenn so das Fest der Ungebundenheit für die Einen, der strengsten Etiquette aber für die Anderen vorüber ist, so giebt’s noch eine, meistens angenehme Arbeit am Sonntage, dem Tage des Kirchgangs; am Nachmittage findet sich ein Kreis liebender Verwandten zum Kaffee ein und die Gaben, die Jeder mit seinem Namen bezeichnete, sei’s Geld, sei’s ein Silbergeräth, werden aufgeschrieben, um eben denselben Werth wieder zu schenken, wenn einer der Anwesenden sich verheirathet.


h. Von allerhand Glocken.

In alten Zeiten haben die Glocken Namen erhalten; wie sie auch noch jetzt in der katholischen Kirche getauft werden. Die Namen hatten ihren Nutzen, wenn es in Einer Kirche mehrere, ja viele Glocken gab. Am liebsten nannte man sie Maria. Auf der zu Kirchlinteln steht: Maria MCCCCCX. (1510) und ferner die Mönchsverse:

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_204.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)