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So hart der Druck auch war, mit dem der langsam zehrende Rechtsstreit wegen der Exemtion den Rath und die Bürgerschaft belastete, so litt die Stadt doch noch größere Verluste durch die Kriegsereignisse und die damit verbundenen Erpressungen während der langjährigen und gewissenlosen Regierung Christophs, eines braunschweig-wolfenbüttelschen Prinzen, welcher Erzbischof von Bremen und zugleich Administrator des Stiftes Verden war. Zwar ging die bekannte hildesheimische Stiftsfehde, ungeachtet die einzige entscheidende Schlacht derselben auf dem Gebiete des Stifts Verden geliefert wurde, ohne unmittelbare Nachtheile für die Stadt vorüber; desto härter wurde sie aber betroffen, als im Jahre 1544 der Kriegsoberst Christoph von Wrisberg in Verbindung mit dem Parteigänger Johann Rhode, welche beide im Dienste des Herzogs Heinrich des Jüngern von Wolfenbüttel standen, mit ihren wilden Kriegerschaaren in das Stift einfielen, und Johann Rhode in den ersten Tagen des Monats August sich mit einer Abtheilung seiner Truppen vor der Stadt lagerte. Nach einem vom Dom-Capitel und dem Magistrate mit den Befehlshabern abgeschlossenen Vertrage mußten die Einwohner sich nicht nur zu bedeutenden Lieferungen an Lebensmitteln verstehen, sondern sich auch verpflichten, die Söldlinge auf acht Tage in’s Quartier zu nehmen und während der Zeit vollauf zu beköstigen.

Aehnliche kriegerische Auftritte erneuerten sich, als nach der Schlacht bei Drakenburg an der Weser im Mai 1547 Christophs Lande in die Hände der Protestanten fielen. Zuerst rückte der Graf Christoph von Oldenburg mit zwei Regimentern Fußvolk und einigen hundert Reitern über Verden vor, den bald darauf der Graf Albrecht von Mansfeld mit der Hauptmacht folgte und sofort vom Stifte durch eine Schatzung der Landleute 8000 Thaler und durch Abhandlung von der Stadt 800 Goldgulden, sowie vom Dom-Capitel 500 Goldgulden erpreßte. Ungeachtet ein Waffenstillstand, der bis Ostern 1548 dauern sollte, abgeschlossen wurde, erschien doch Mansfeld an der Spitze von 1500 Kriegsknechten von Achim her vor der Stadt Verden und forderte dieselbe zur Uebergabe auf. Da die Bürger

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Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_170.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)