Seite:Köster Alterthümer 082.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gesessen, bis endlich Herzog Johann von Lüneburg ihn auf freien Fuß stellte. Dieser nämlich war Canonicus und Scholaster am Dom zu Bremen und administrirte das Erzstift während der Abwesenheit des Erzbischofs. Er gehörte ebenfalls zu den Feinden desselben, fürchtete dessen Zurückkunft und suchte sich daher inzwischen unter dem bremischen Adel Anhang zu verschaffen, wobei er sein vorzügliches Augenmerk auf den eben so energischen als kühnen und kriegserfahrenen Heinrich von Borch richtete, der noch immer mächtige Verbindungen im Lande besaß und dessen Gut zu Horneburg, selbst noch während seiner Gefangenschaft, durch Hülfe seines Freundes Schack in die Hände seiner Söhne zurückgeliefert war.

Dieser beabsichtigte Zweck wurde auch vollkommen erreicht. Denn wenn gleich der Erzbischof sich durch Vermittelung des Pabstes mit dem Herzoge aussöhnte und in Folge dieser Vereinbarung wirklich auch in das Erzstift zurückkehrte, so wußte ihm doch seine Gegenpartei so viele Hindernisse und Verdrießlichkeiten in den Weg zu legen, daß er sich in sehr kurzer Zeit wieder veranlaßt fand, das Erzstift zum zweiten Male zu verlassen. Er starb im Jahre 1327 zu Avignon.

Das Todesjahr des Heinrich von Borch ist mir nicht bekannt. Seine Familie aber (die übrigens mit einer andern gleiches Namens, welche aus Westphalen herstammt, nicht verwechselt werden darf) ist jetzt längst ausgestorben. Der letzte dieses Geschlechts war Johann von Borch, der um’s Jahr 1500 lebte und dessen Tochter Ilse (oder Margarethe) im Jahre 1520 einen Otto von Düring heirathete, durch welche Verbindung eine Verschmelzung der von Borch’schen Güter mit den von Düring’schen entstanden ist.

Die Delmer Bauern aber sagen nichts als die reine, an der Geschichte wohlbegründete, Wahrheit, wenn sie von dem Tannensee erzählen:

„da hett de ysern Hinnerk wahnt“.

Herr Rector Visbeck zu Bremervörde bemerkt zu vorstehendem Aufsatze: 1. daß der Tannensee in einem tiefen

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 082. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_082.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)