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weiter die Meere durchschneidend bis zum äußersten Nordpol, nachdem sie alle gedachten Inseln hinter sich liegen sahen, empfahlen sie ihre kühne Reise dem allmächtigen Gott und dem heiligen Willehad, und geriethen plötzlich in eine so dichte Finsterniß des starrenden Oceans, daß sie kaum mit den Augen hindurch dringen konnten. Und siehe, die unruhige Bucht des Oceans, zu den geheimen Gründen ihrer Quelle zurückströmend, zog die unglücklichen Schiffer, die schon verzweifelten und nichts als den Tod erwarteten, mit heftigster Gewalt in den Strudel. Dies ist, wie sie sagen, der Schlund des Abgrundes, in welchen das zurücktretende, scheinbar sinkende Meer sich verlaufen, und dann wieder ausgespieen werden soll (was man die Fluth nennt). Als jene nun Gottes Barmherzigkeit allein anriefen, Er möge ihre Seelen aufnehmen, da riß der Strom des zurücktretenden Meeres einige ihrer Schiffe dahin, und trieb wiederkehrend die übrigen nach langer Fahrt, jenen im Rücken, heimwärts. So gerettet aus drohender, sichtbarer Gefahr durch Gottes nahe Hülfe, unterstützten sie mit angestrengten Ruderschlägen die Fluth.

Da sie aber schon der Gefahr der Finsterniß und dem Reiche des Frostes entronnen waren, landeten sie unverhofft an einer Insel, welche ringsum von sehr hohen Felsen, wie eine Stadt, befestigt war. Sie betraten selbige, um sich die Gegend zu besehen, und fanden da Leute, welche um Mittag in unterirdischen Höhlen sich versteckten. Vor den Thüren derselben lag eine unendliche Menge von goldenen Gefäßen und von solchen Metallen, welche den Sterblichen als selten und kostbar gelten. Die Schiffer, froh, nahmen von den Schätzen, so viel sie tragen konnten und eilten zu ihren Schiffen zurück. Plötzlich sahen sie Männer von erstaunlicher Größe, sogenannte Cyclopen, hinter sich herkommen, und vor ihnen her ungewöhnlich große Hunde. Durch deren Angriff wurde Einer von den Genossen gefangen und augenblicklich vor ihnen zerfleischt; die Uebrigen aber entkamen auf ihre Schiffe, während die Riesen ihnen Schimpfworte auf die See hinten nachschickten. So vom Glücke begleitet, kamen die Friesen nach Bremen zurück, erzählten Alles der Reihe nach dem Erzbischof Alebrand, und

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 068. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_068.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)