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in Epternach bei Trier, einem Kloster aus des heiligen Willibrords Stiftung, nieder, wo sich allmählich auch seine zerstreuten Schüler wieder um ihn sammelten. Nachdem er hier zwei Jahre lang, theils mit Andachtsübungen und Lesen, theils mit schriftstellerischen Arbeiten und dem Abschreiben der Briefe des Apostel Paulus beschäftigt, ein von der Außenwelt abgeschlossenes beschauliches Leben in Ruhe geführt hatte und Vielen durch Lehre und Wandel ein Segen geworden war, rief ihn Karl der Große nach der Taufe Wittekind’s im Jahre 785 wiederum nach Sachsen zu neuer Thätigkeit an der Unterweser zurück.

Ungeachtet der Beschwerlichkeit der Reise eilte Willehad noch im Winter desselben Jahres nach Eresburg, dem jetzigen Stadtberg oder Marsberg an der Diemel in Westphalen, wo der König damals sein Hoflager hielt. Hier freundlich aufgenommen, empfing er auf’s Neue den Auftrag, in das verwais’te Wigmodien zu ziehen, die störrigen Sachsen zu bekehren und zu taufen, die zerstörten Kirchen wieder herzustellen und neue aufzubauen. Da seine Stellung als christlicher Lehrer selbst nach der Wiederunterwerfung der Sachsen immer noch eine unsichere und gefahrvolle blieb, so verlieh ihm der König nach hergebrachter Weise die Abtei des alten begüterten Klosters Justina (Mont-Jütin) in Oberburgund, um ihm eine Zufluchtsstätte in den Zeiten der Noth und Bedrängniß zu sichern.

Mit treuem Eifer und frischem Muthe begann darauf Willehad in Bremen seine erneuerte Thätigkeit. Die erste Sorge, welche ihn angelegentlich beschäftigte, bestand darin, daß er in Bremen selbst den Grund zu einer Hauptkirche legte und eine kleinere Kirche zu Blexen (Pleccateshem) unterhalb Vegesack, nicht fern vom Ausflusse der Weser, erbaute. Auch ließ er nach Vollendung dieser Kirche neben derselben einen schönen Brunnen graben, dessen Wasser noch lange Zeit nach seinem Tode für wunderthätig gehalten wurde, und der noch gegenwärtig seinen Namen führt. Zugleich verkündigte er an verschiedenen Orten, bald hier bald dort, den Bewohnern das Evangelium und suchte sie durch Lehre und Beispiel auf alle Zeiten für das Christenthum zu gewinnen.

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Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 050. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_050.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)