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äußerst wenig, wenn durch Mergel, Kalk und Lehm. Seine Entstehung geschieht in folgendem Stufengange. Zuerst zeigen sich schleimige Wasserfäden (Conferven), welche nach Jahren den ganzen Sumpf in eine dicke grüne Masse verwandeln. In diesen wurzelt dann das Torfmoos, die bedeutendste aller Moorpflanzen, welches alle Winter zusammen sinkt, alle Frühlinge neu empor quillt, und allmählich dichte Polster bildet, in welchen dann andere, mehr holzige Pflanzen Boden finden können. Das Wollgras stellt sich ein, die Sumpfhaide u. s. w. und zuletzt der stark riechende Gagelstrauch, welche fortwuchernd zuletzt die ganze Niederung ansfüllen. Aber wie viele Jahrhunderte waren erforderlich, um die vorhandenen, aus vermoderten Pflanzengeschlechtern bestehenden, Torflager von 30, 50, ja 80 Fuß Tiefe hervorzubringen!

Tief im Grunde der ältesten Moore findet man häufig Ueberreste von zahlreichen einheimischen Waldbäumen, wild durch einander liegend, und zum Theil verkohlt oder mit Erdöl durchzogen, so daß sie den Bewohnern des Moores als Lichtfackeln dienen. Daß sie an Ort und Stelle gewachsen, ist nach der Boden-Beschaffenheit nicht glaublich: wahrscheinlich sind sie durch mächtige Wasserfluthen hergeschwemmt.

Die Wiesenmoore treten wie ein Keil hervor, je nachdem entweder die Marsch oder die Geest in eine Spitze ausläuft. So bei Stotel, Wulsdorf und Geestendorf. Mitten in denselben finden sich hie und da höchst seltsame Wasserbecken, sehr tief, und meist gefüllt mit klarbraunem, eisigkalten Wasser, oder auch mit einem dünnen schwarzen Schlamme. Hier treten dann Schilfgräser an die Stelle des Torfmooses, und überziehen das Ganze mit einem engverfilzten Gewebe, so daß zuletzt runde schwimmende Wiesen entstehen, Dobben genannt. Gefährlich ist’s, diese Dobben zu betreten, wenn sie noch nicht ganz zugewachsen sind; und auch späterhin zittert der zähe Boden, wenn er mit Pferden und Wagen befahren wird. Diese Eigenschaft hat der Moorboden überhaupt; ja nicht selten bildet er ein schwimmendes Land, wovon das Dorf Waakhausen im Amte Osterholz das berühmteste Beispiel ist.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 028. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_028.png&oldid=- (Version vom 11.12.2020)