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Blick in dieses Gesicht, daß sein Reich nicht unter jenen ist. Die breite, hohe Stirn, die geistreichen bläulichen Augen, die so voll Huld, so großväterlich uns anblicken, daß keine Falte unsers Herzens ihnen verborgen bleiben könnte, der lächelnde Mund, der Ausdruck des Ganzen, wer beschreibt das? Er sieht Amanden und Psyche, Musarion und alle seine holden Schöpfungen vor sich im leichten Tanze schweben, und unter ihnen liebe Gestalten, die seine Jugend und sein Alter umgaben und noch umgeben. Wahrheit und Dichtung werden ihm eins, halb schon dieser Welt und ihren beengenden Sorgen entrückt, sieht er nur ein leichtes lustiges Jugendspiel und nickt ihm Beifall zu.

Die Kleidung habe ich Dir schon beschrieben, sie ist einfach, würdig und zierlich, der Grund fällt mehr ins Grünliche, und stimmt schöner als bei den andern Bildern zum Ganzen. Der Kopf ist etwas gegen die rechte Seite gewendet. Das Licht fällt gerade in der Mitte auf die Stirn herab, so daß sich der Schatten auf beiden Seiten vertheilt.

Nun weißt Du Alles, was ich von diesen mir unvergeßlichen Bildern sagen kann, möchte ich nur eine Ahnung von ihrem Werthe und der Freude, die ihr Anschauen mir gewährte, Dir gegeben haben! –

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_270.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)