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gefiel mir die Art, wie die Lehrer sie behandelten, ungemein, die liebreiche Weise, mit der sie die, welche zu vorlaut und unruhig sich bezeigten, zu beschwichtigen und zur Ruhe zu bringen wußten. Alles, was ich hier sah, trug das Gepräge ruhigen, häuslichen Glücks im Kreise einer großen, aus vielen Mitgliedern bestehenden Familie.

Nach Pestalozzi’s Ueberzeugung lernt der Mensch wirklich nur das recht üben und fassen, was ihm so anschaulich deutlich gemacht wird, daß er es gleichsam mit Händen greifen kann.

Auf diesem Grundsatz beruht seine ganze Lehrmethode; daß dabei an bloß mechanisches Auswendiglernen nicht gedacht wurde, liegt in der Natur der Sache. Der erste, allem folgenden zu Grunde liegende Unterricht zerfiel bei ihm in drei Theile. Die Zöglinge lernten Rechnen, um das Nachdenken, das Begreifungsvermögen und die Urtheilskraft beim Vergleichen einer gegebenen Anzahl gegen einander zu üben und zu entwickeln. Sie lernten reden, um das, was sie wußten, auch Anderen klar und deutlich mittheilen zu können, und endlich Zeichnen, um das Auge an Vergleichung der Größen und Auffassen der Linien, und die Hand in der Darstellung dessen, was sie sehen, zu üben.

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_201.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)