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Hand eines ausgezeichneten Malers vermöchte, ohne das Nachdunkeln der Farben, oder ähnliche Nachtheile fürchten zu lassen, die mit der Zeit jedem Oelgemälde den Untergang drohen.

Wie dauerhaft diese Farben sind, wenn nur für ihre Erhaltung einigermaßen Sorge getragen wird, bewies mir eine ungeheuer große Darstellung einer Scene aus Racine’s[WS 1] Trauerspiel, Athalia, welche im oberen Stocke des Gebäudes uns vorgezeigt ward. Siebenzig Jahre waren seit Vollendung dieses Gewebes vergangen, und noch leuchteten die Farben so frisch, als wäre es erst gestern vom Webestuhl heruntergenommen. Ueberhaupt kann ich die Lebhaftigkeit und Pracht derselben und die unbegreifliche Art, wie sie in fast unsichtbaren Uebergängen in einander verschmelzen, nur mit den Meisterwerken der alten Maler aus den niederrheinischen Schulen vergleichen. Im nämlichen Saale sah ich mehrere der neuern vollendeten Erzeugnisse dieser Anstalt; eine wirklich sehr schöne Landschaft, ein unbeschreiblich liebliches, aus Blumen und Früchten zusammen gesetztes Stück, frisch und blühend, daß man den Duft der Blumen einzuathmen glaubte; mehrere Darstellungen aus der früheren Geschichte Frankreichs, französischen Meistern nachgebildet; z. B. der Tod des Admirals Coligny[WS 2],

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Jean Racine (* 21. (?) oder 22. Dezember 1639; † 21. April 1699)
  2. Gaspard II. de Coligny, seigneur de Châtillon (* 16. Februar 1519; † 24. August 1572)
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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_173.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)