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zu sehen. Einer seiner und meiner deutschen Freunde, gegen den er nicht so zurückhaltend sein zu müssen glaubte als gegen eine Frau, hatte in seiner wirklich sehr heitern und geräumigen, wenn gleich nur mit dem nothwendigsten Hausrath versehenen Wohnung ihn besuchen dürfen; und ihn, den nicht verheiratheten Mann von einer zahlreichen Familie umgeben gefunden, für die er väterlich sorgte; ihre Mutter, eine kräftige, noch immer angenehme Frau mittleren Alters, waltete heiteren Sinnes und fröhlichen Muthes mitten unter ihren Kindern; seit vielen Jahren war sie die treue Pflegerin und Gefährtin seines Lebens gewesen, und hatte seinem kleinen Haushalte vorgestanden. Er theilte Alles was er besaß, alle seine Leiden und Freuden mit ihr und seinen Kindern, und sie war damit zufrieden, ohne ihm durch höhere Ansprüche lästig werden zu wollen. Die Kinder wurden für den arbeitenden Mittelstand erzogen, weil die Lage ihres Vaters ihm nicht erlaubte, sie höher heben zu wollen. Mercier war überzeugt, daß er nur auf diese Weise ihr künftiges Fortkommen dauernd begründen könne, er hütete sie sorgsam vor Allem, was sie bewegen konnte, höher hinauf streben zu wollen, und war glücklich in ihrer Mitte, weil er seine Kinder heiter und freudig um sich erblühen sah.

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_159.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)