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Reiseerinnerungen aus früherer Zeit.


Der Windsbraut ähnlich rauscht die Gegenwart, Altes und Neues durch einanderwerfend, an uns vorüber, und ergreift uns selbst oft gewaltsam, daß wir Sinn, Athem und Gleichgewicht darüber verlieren möchten, wenn wir nicht, nach Art des auf steilem Bergpfad gegen den Sturm ankämpfenden Wanderers, zuweilen still stehen und den Blick rückwärts wenden, um nur wieder zur Besinnung zu kommen.

Nie war es vielleicht nothwendiger als in unsern Tagen, selbst die nächste Vergangenheit so fest als möglich im Gedächtnisse zu halten, damit sie nicht ganz und spurlos uns entschwinde; denn die Zeit zeigte sich nie gewaltiger und vernichtender in ihren Wirkungen. Zehn Jahre sind jetzt mehr als ehemals hundert, es ereignet sich täglich so viel Neues in der Welt, daß man Eines über dem Andern vergessen muß, wenn man nicht mit der Feder in der Hand leben will. Der zwanzigjährige Jüngling ist jetzt reicher an Erfahrungen, hat zehnfach mehr Wichtiges

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_149.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)