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Flachs- und Getreidefeldern oder mit schönen Waldungen bekleidet, und die Thäler sind weit offner und freier.

Der Weg nach Schmiedeberg führte uns ganz nahe am Fuß der Schneekoppe vorüber, des höchsten Berges in Schlesien, und wie behauptet wird in ganz Deutschland, dem selbst der Brocken an Höhe weichen muß. Ich konnte auf der Kuppe selbst keinen Schnee gewahr werden, wohl aber auf den sie umgebenden hohen Bergen. Doch darf man dabei an das in ewigem Schnee und Eis starrende Hochgebirge in der Schweiz nicht denken, diese Berge sind nur beschneit.

Oben auf der Schneekoppe steht eine kleine Kapelle, in welcher Einigemal im Jahre feierlich Messe gelesen wird; wer diese Messe besucht, erhält Ablaß für alle seine Sünden, auch sieht man dann die frommen Pilger in gedrängten Schaaren hinaufziehen. Auch wir hatten anfangs den Plan, diesen Berg zu besteigen, unterließen es aber auf den Rath unsrer schlesischen Freunde. Der Weg ist sehr beschwerlich; um oben die Sonne aufgehen zu sehen, was doch bei solchen Expeditionen die Hauptabsicht ist, muß man, ungefähr auf halbem Wege, in der Hempelbude übernachten, einer Art Sennerei,

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_129.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)