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Farben sind ihnen die liebsten, und so ist es auch bei den Männern, die gern mit glänzenden Uhrketten und großen Brustnadeln einherstolziren, aber was sie tragen ist immer echt, von gutem, oft sehr theurem würdigen Stoffe und auf die Dauer berechnet; denn aller Flitterkram ist ihnen verhaßt.

Die goldenen wiener Bürgerhauben scheinen allmälig verschwinden zu wollen, doch behalten Viele sie noch bei, die wohl wissen, wie gut sie die niedlichen, Dosenstückchen ähnlichen Gesichtchen mit schwarzen blitzenden Augen kleiden, denen man, wie auch den reizendsten üppigsten Gestalten auf jedem Schritte hier begegnet. Bei alledem sind diese Hauben bei weitem nicht so hübsch und geschmackvoll als die Bürgerhauben im Bayerlande. Sie haben etwas Grenadiermütziges in der Form; ein breiter, glattanliegender Paß, aus goldenen Spitzen bestehend, deckt den Scheitel, an diesen fügt sich der hoch und spitz emporstehende Boden der Haube, ebenfalls von goldenen Spitzen verfertigt, und hinten im Nacken quillt aus demselben ein dicker Chignon üppig hervor. Die Stirn und die schönen, meist dunkeln Löckchen über derselben, umspielt zuweilen ein Streif von schwarzen Blonden, der den hübschen rosenwangigen Kindern ganz ungemein reizend steht.

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_087.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)