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deren Zauber sich unwiderstehlich erwies, indem er die Menge zu Thaten hinriß, über welche, wenn sie vollbracht waren, vielleicht die Thäter selbst mitunter ein Grausen überkam.

La Fayette! Mirabeau! Péthion! Bailly! und so Viele noch, deren damals auf allen Zungen schwebende Namen jetzt verklungen sind! wie erglühte ich in freudiger Begeisterung, wenn ich in stillen Abendstunden meinem Manne und etwa noch zweien oder dreien seiner vertrautesten Freunde ihre Reden vorlas, welche der Moniteur uns getreulich mittheilte! Wie beseeligte uns die sichere Erwartung einer jetzt zwar im Sturm nahenden, aber gewiß einst Freiheit, Friede und Bürgerglück verbreitenden goldenen Zeit.

Bei alledem hütete ich mich davor, mit meinem Enthusiasmus für das Treiben in Paris prunken zu wollen. Mirabeau’s häßliche Fratze, von der behauptet wurde, daß sie, wenn er begeistert, in ernste Schönheit sich umwandle, war zwar auf meinem Fächer gemalt, und Lafayette’s edlere Züge schmückten mein Armband; doch das waren gewissermaßen aus Paris uns zukommende Modeartikel, welche auch von Frauen getragen wurden, die weiter keine besondere Idee damit verbanden. Andere äußere Andeutungen meiner politischen Gesinnungen habe ich mir nie erlaubt;

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_026.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)