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der auf ihn übertragenen Vorrechte seinem einstigen Nachfolger entziehen, und selbst der Frohn hielt wie auf einen Ehrenpunkt auf sein Recht bei dieser Expedition, wenigstens in der Eingangsthür Wache zu halten.

Auch zur Erntezeit mußten die Bauern aus den zu Stutthof gehörenden, oft weit entlegenen Dörfern sich einstellen. Mehrere Tage nach einander, je nachdem es erforderlich war, zogen sie zu funfzigen und in noch größerer Anzahl mit Tagesanbruch zur Frohnarbeit herbei, während ihre eigne Ernte darüber nachblieb. Mittags nahmen sie im Hofe an langen ordentlich gedeckten Tafeln Platz. Es läßt sich nicht leugnen, sie zeigten sich lustig und guter Dinge, als wären sie zu einem Gastmahl versammelt, sie lachten, sangen, trieben allerlei Späße, denn mein Vater hielt streng auf ihre gute Bewirthung, sowohl auf dem Felde bei der Arbeit als in den Ruhestunden; aber Zwang und nicht freie Wahl führte sie hier zusammen, und obgleich mein Vater sich alle ersinnliche Mühe gab, mir deutlich zu machen, wie es selbst dem wohlhabenden Landmanne weit leichter werde, seine Steuern mit Arbeit anstatt mit baarem Gelde abzutragen, so war es mir doch unmöglich, auf seine Ansichten einzugehen, und mich

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_010.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)