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Stutthof herum stellen sie alljährlich in bedeutender Anzahl sich ein. Das Klima ist dort nicht minder rauh, an Wasser und frischen Laubgebüsch kein Mangel rings um Danzig herum, ihre besondere Vorliebe gerade für diese Gegend bleibt daher unerklärlich; daß aber der größte Theil meiner Landsleute aus der Welt geht, ohne jemals eine Nachtigall anders als hinter den Stäben ihres engen Käfigs ängstlich klagend gehört zu haben, ist gewiß.

Doch nicht nur im Monat Mai, auch im heißen Sommer ließ ich von dem weiten sandigen Wege mich nicht abschrecken, meinen Besuch in Stutthof, so oft ich es füglich nur konnte, zu wiederholen; sogar mitten im Winter flog ich im wohlverwahrten Schlitten über die eisbedeckte Fläche der Weichsel, um in der Mitte der Meinigen einige Tage zu verweilen. Glückliche, glückliche Zeit, die ich damals mit ihnen verlebte! Jeder meiner Besuche glich einem Wiederfinden nach langer Trennung. Was hatten wir nicht Alles einander zu sagen, zu erzählen, zu vertrauen, meine Mutter, meine Schwester Lotte und ich! Es war so wenig, so unbedeutend, und uns doch so viel, daß oft die Mitternacht über unserm traulichen Geschwätz heranschlich. Uebrigens war es in jenem abgelegenen Winkel der Welt sogar im Winter bei

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_005.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)