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nur mit einem innigen Vergnügen betrachten konnte. Denn die Zahl der Zurückgebliebenen war viel kleiner, als die der Ausziehenden. 70 Als man nun sein Nahen meldete, und die ersten, die eintrafen, nicht genug von seiner Herablassung zu erzählen wussten, die er bei seinem Empfange gegen jederman bewiesen, da eilte nunmehr die ganze übrige Bevölkerung mit Frauen und Kindern auf die Plätze heraus, wo er vorüber musste, um ihn dort zu erwarten. 71 Ueberall, wo er vorbeikam, entfesselte seine gewinnende Erscheinung, wie sein freundliches Antlitz ein tausendfaches Willkomm: die einen nannten ihn preisend ihren „Wohlthäter“, die anderen ihren „Retter“, noch andere den „einzigen würdigen Erben des römischen Kaiserthrons“. Die ganze Stadt war ein einziger Tempel: überall nur Blumengewinde und Weihrauchwolken! 72 Kaum vermochte Vespasian sich durch die ihn umwogenden Massen eine Bahn nach dem Kaiserpalaste zu brechen, wo er zunächst den Hausgöttern Dankopfer für seine glückliche Ankunft entrichtete, 73 während das Volk sich gütlich that, und die Mitglieder der einzelnen Stämme und Geschlechter, wie auch die Nachbarn untereinander Freundesmahle feierten, bei denen man unter Trankopfern zu Gott flehte, er möchte doch Vespasian recht lange auf dem römischen Kaiserthrone lassen und auch seine Kinder und deren Nachkommen für ewige Zeiten im unbestrittenen Besitze der Herrschaft erhalten. 74 Seit diesem begeisterten Empfange Vespasians durch die Stadt Rom nahm auch sofort ihr Wohlstand einen gewaltigen Aufschwung.

75 (2.) Noch vor unserer Zeit, gerade damals, als Vespasian noch in den Mauern Alexandriens weilte, und Titus eben mit vollem Eifer die Belagerung Jerusalems betrieb, ward ein großer Theil der Germanen von einer aufrührerischen Bewegung ergriffen, 76 mit welcher auch die angrenzenden gallischen Völker sympathisierten und auf die sie, im Vereine mit den Germanen, die hoffnungsvollsten Pläne gründeten, endlich einmal von der römischen Tyrannei erlöst zu werden. 77 Zu diesem Wagnis eines Abfalles und eines Krieges mit Rom wurden die Germanen zunächst durch ihr Naturel angefeuert, das da, aller gesunden Erwägungen bar, sich bei dem kleinsten Hoffnungsschimmer ohne weiteres in die größten Gefahren stürzt. 78 Dazu kam noch der Hass gegen ihre Bändiger, deren Faust ja, wie sie wissen, die erste und einzige war, welche ihrer Nation die Knechtschaft aufgezwungen hatte. Was jedoch den Germanen noch den allergrößten Muth einflösste, das waren die günstigen Zeitverhältnisse. 79 Sahen sie doch das römische Kaiserthum durch den beständigen Wechsel der Monarchen bis ins Innerste erschüttert und erfuhren sie überdies, wie in der That schon der weltumspannende Bau der Römerherrschaft in allen Fugen

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 501. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/501&oldid=- (Version vom 9.2.2020)