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Dienste musste der Hohepriester zunächst mit einem Lendentuch gegürtet sein, das seine Blöße vollständig bedeckte. Unmittelbar am Leibe hatte er dann ein linnenes Unterkleid, über welches ein bis zu den Füßen hinabreichendes und allseitig geschlossenes, hyacinthfarbenes Obergewand mit Troddeln geworfen ward. An den Troddeln hiengen wieder goldene Schellen und Granatäpfel, die miteinander abwechselten. Die Schellen sollten ein Symbol des Donners, die Granatäpfel ein Bild des Blitzes sein. 232 Das Gürtelband, welches dieses Obergewand auf der Brust zusammenhielt, war aus fünf verschiedenfarbigen und mit eingewirkten Blumen geschmückten Streifen zusammengesetzt. Die Stoffe waren: Gold, Purpur, Scharlach, dann Byssus und Hyacinth, aus denen, wie wir früher gesagt haben, auch die Vorhänge des Tempelhauses gewoben waren. 233 Dieselben Stoffe setzten auch sein Schulterkleid zusammen, mit dem Unterschied, dass hier mehr Gold daran war. Es hatte dieses, wie schon der Name andeutet, die Form eines Panzerkleides; zwei schildförmige Schnallen aus Gold, in welche wunderschöne und außerordentlich große Sardonyxsteine mit den Gravierungen der Stammnamen des Volkes eingesetzt waren, hielten es zusammen. 234 Ihnen vornüber waren zwölf andere Edelsteine, zu je drei auf vier Reihen vertheilt, auf dem Kleide angebracht, nämlich ein Sard, ein Topas, ein Smaragd, dann ein Karfunkel, ein Jaspis und Saphir, ferner ein Achat, ein Amethyst und ein Lynkur, endlich ein Onyx, ein Beryll und ein Chrysolith. 235 Von diesen trug jeder wieder einen Stammnamen eingraviert. Das Haupt bedeckte eine Tiara aus Byssusstoff, um den sich ein Hyacinthstreifen herumwand, der aber selbst wieder von einem goldenen Kranz umgeben war. Der letztere zeigte in erhabener Arbeit die heiligen Buchstaben, nämlich vier Consonanten. 236 Diese Kleidung durfte übrigens der Hohepriester außer der Zeit nicht tragen. Er musste auch eine einfachere nehmen, so oft er in das Allerheiligste eintrat, was er nur einmal im Jahre und zwar nur er allein thun konnte, nämlich an dem allgemeinen gesetzlichen Fasttag, der Gott bei uns geweiht ist. 237 Doch auf eine genauere Beschreibung der Stadt und des Tempels, wie auch der damit zusammenhängenden Gebräuche und Satzungen, werde ich später zurückkommen, da über diesen Gegenstand noch gar vieles zu sagen ist.

238 (8.) Dort, wo zwei von den Säulenhallen des ersten Vorhofes, die Halle auf der Westseite und die im Norden, in einem Winkel zusammenstießen, lag die Antonia. Ihr Bau erhob sich über einer fünfzig Ellen hohen und ringsum steil abfallenden Felsenkuppe. Ihr Erbauer war der König Herodes, welcher gerade diesem Werke den

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 396. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/396&oldid=- (Version vom 1.8.2018)