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cerniert hatte, fiel ihm die Festung ohne Schwertstreich in die Hände. 105 Auch Gaulana, Seleucia und die sogenannte Antiochusschlucht wurden von ihm erobert. Nachdem er noch die mächtige Veste Gamala erstürmt und den dortigen Fürsten Demetrius, mit dem man allgemein unzufrieden war, gestürzt hatte, kehrte er nach einer Abwesenheit von vollen drei Jahren im Felde wieder nach Judäa zurück. 106 Diesmal erhielt er vom Volke wegen seines Waffenglückes einen wohlwollenden Empfang. Aber gerade das Ende vom Kriege bedeutete für ihn den Anfang einer Krankheit, nämlich eines viertägigen Wechselfiebers, das ihn beständig quälte. Er glaubte sich nun die Krankheit vertreiben zu können, wenn er sich mit neuen Unternehmungen abgäbe. Er stürzte sich darum zur ungünstigsten Zeit abermals in kriegerische Verwicklungen und zwang den Körper, sich über seine Kräfte anzuspannen. So musste er erliegen! Er starb mitten in den Unruhen des Krieges, nachdem er 27 Jahre die königliche Gewalt inne gehabt hatte.


Fünftes Capitel.
Die Königin Alexandra und die Herrschaft der Pharisäer.

107 Die Regierung hinterließ Alexander seiner Frau Alexandra in der sicheren Erwartung, dass derselben die Juden noch am liebsten gehorchen würden, weil sie, von seiner Grausamkeit weit entfernt und eine Feindin der Gesetzesverletzungen, das Volk sich zum Wohlwollen verbunden hatte. 108 Er sollte sich in seiner Hoffnung auch nicht täuschen! Denn obschon nur ein schwaches Weib, kam sie doch auf den Thron und behielt ihn auch, geschirmt vom Ruhme ihrer Frömmigkeit, indem sie es mit den angestammten Vorschriften der Nation sehr genau nahm und jene, welche sich gegen die heiligen Gesetze verfehlten, vom Hofe verbannte. 109 Von den zwei Söhnen, welche sie von Alexander empfangen hatte, bestimmte sie den älteren, namens Hyrkan, sowohl mit Rücksicht auf sein Alter als auch aus dem Grunde zum Hohenpriester, weil er zu geistesschwach war, als dass er ihr hinsichtlich der Herrschaft hätte Ungelegenheiten bereiten können. Dem jüngeren, Aristobulus, dagegen gestattete sie wegen seines lebhaften Geistes gar keinen Antheil an der Regierung.

110 (2.) Dafür wuchsen ihr aber in der Regierung allmählig die Pharisäer über den Kopf, eine Vereinigung von Juden, deren Mitglieder im Ruhme einer besonderen Frömmigkeit und genaueren Gesetzeserklärung stehen. 111 In ihrem leidenschaftlichen Eifer für alles Göttliche erzeigte Alexandra diesen Männern begreiflicherweise eine ungewöhnliche Anhänglichkeit, während die Pharisäer nach und nach

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/032&oldid=- (Version vom 15.8.2019)