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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

wurde die Herausgabe einer Zeitschrift einstweilen unterbrochen. Im Jahre 1841 lieferte man endlich die beiden letzten Hefte des Jahrganges 1834 der „wissenschaftlichen Zeitschrift“ nach und begann dann im folgenden Jahre die Fortsetzung derselben unter dem neuen Titel. Im Jahre 1842 erschienen demnach vier Bände. Der erste enthält vor Allem eine Einleitung in Hinsicht der Ausgabe der neuen Zeitschrift. Auf der festen Ueberzeugung fussend, heisst es da, dass nur auf vaterländischem Boden und auf dem Grunde der Nationälität, welche sich in der Geschichte am deutlichsten zeige, ein gelungenes Gebäude nationaler Wissenschaft und Kultur aufgebaut werden könne, habe Graf Ossolinski sein Institut gegründet und der jeweiligen Direktion den strengen Befehl gegeben, das historische Fach in der von ihr herauszugebenden Zeitschrift vor allem anderen zu berücksichtigen. Noch im Jahre 1823 berief er sich ausdrücklich auf diesen seinen Willen, als er den Kanonikus Siarczynski um Beiträge für dieselbe bat. Siarczynski übernahm die Herausgabe selbst, und als nach den ersten vier Vierteljahrsheften ein Mangel in der Kasse sich zeigte, gab Siarczynski die wissenschaftliche Zeitschrift, wie er sie nannte, auf eigene Kosten heraus. Die folgende Redaktion nahm zu der Reihe der historischen Artikel, welche man bisher ausschliesslich in der Zeitschrift zugelassen, noch andere Gegenstände auf. Die historischen und antiquarischen Schriften Ossolinski’s und Siarczynski’s wurden vorzüglich berücksichtigt, aber neben ihnen auch noch Abhandlungen über Nationalökonomie, die Natur- und anderen Wissenschaften, auswärtige Urtheile über einheimische Werke, kritische, nicht selten umfangreiche Analysen solcher, ja selbst Gedichte und Uebersetzungen aus fremden Sprachen veröffentlicht. Auf diese Weise entsprach auch diese Zeitschrift dem Grundgedanken des erhabenen Gründers des Instituts nicht. Eine der Hauptabsichten Ossolinski’s, welche beide Redaktionen übersahen, bestand nämlich darin, dass man vermittelst der Zeitschrift die ausserordentlichen Schätze, welche in den Sammlungen und der Bibliothek des Instituts lagen, bekannt machen und so das Institut selbst für den Gelehrten und den Freund der Nation zugänglich und nützlich machen sollte. Ueberhaupt ist ein vorzüglicher Grund, warum die historische Forschung in Polen noch so darniederliegt, der, dass man die historischen Materialien allzuwenig veröffentlicht. In Berücksichtigung dessen und Folge leistend der Anordnung des unvergesslichen Grafen Ossolinski hat die neue Direktion des Instituts folgenden Plan für die neue Zeitschrift festgesetzt. Diese soll enthalten 1) historische Materialien aus den Handschriften in der Bibliothek, theils durch vollständigen Abdruck derselben, theils durch Auszüge. 2) Gelehrte Werke von nicht mehr lebenden Schriftstellern, die bisher entweder ganz oder doch grösstentheils unbekannt sind. 3) Nachrichten über das Institut, seine wissenschaftlichen Sammlungen, Handschriften, seltenen Drucke, Münz- und Bildersammlungen u. dgl., einen jährlichen Geschäftsbericht und Aufzählung der eingegangenen Beiträge. 4) Endlich wissenschaftliche Abhandlungen in polnischer Sprache, vorzüglich historischen Inhalts, auch die Alterthümer, die Literatur Polens, die polnische Sprache und Nachrichten über das polnische Volk und Land betreffend. Ueberdies noch als Zugabe allerhand kleine Notizen, die es verdienen, vor der Vergessenheit gerettet zu werden. Nach dieser Einleitung folgt auf S. 13 ein historischer Artikel: Poloneutichia, oder das Glück des polnischen Königreichs, aus einer alten Handschrift von A. Lubieniecki. Kapitel XII. von Sigmundt I., ein interessanter Abschnitt aus der Geschichte jener Zeit. Gottfried Lengnich, eine kurze Biographie und Angabe der vielfachen Schriften (47) dieses alten polnischen Historikers vom Grafen Ossolinski selbst. Nachrichten über die Armenier in Polen, eine Darstellung der allmähligen Verbreitung dieses Handelsvolkes in Polen, das durch seine Verdienste um die Könige gar bald eigenthümliche Privilegien sich erwarb. — Urgeschichte Polens von A. Bielowski, eine Darstellung der ältesten Ereignisse in Polen bis auf Siemomysl (962), welche von der Darstellung Moraczewski’s

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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 355. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/366&oldid=- (Version vom 14.2.2021)