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Abends trieb uns in’s Dorf, wo wir in einem reinlichen Wirthshause recht gut aufgenommen wurden. Nach Mitternacht ward unser Fest dem Weingotte zu Ehren wirklich bachanalisch. Jeder lebte nach seiner Regung und Lust. TOURNIER hatte den Einfall, in der That ein Trierikon zu feiern. Er selbst stellte sich in der schönsten Blüthe der Mannheit zuerst als BACHUS dar, und einige beherzte Mädchen schmückten ihm die Stirn mit jungen Weinblättern und Epheu. Einer unserer Mönche war keck genug, im Gewande der Natur die Rolle SILEN’S zu übernehmen. Wir andern, Männer und Frauen theilten uns in Mänaten und Satiren. So ging der Zug bei Fackelschein und Musikchören auf die schöne Insel, dem Dorfe gegenüber, und wir gaben ihr Morgens, zum Andenken an diess heilige Fest, den Namen Naxos. Unser Evoe! erfüllte die Berge rings umher, und wir schwebten in Kreisen und Wonne, biss der einbrechende Morgen unserm Bachanal ein Ende machte. „Es war gewiss ein Götterfest, sage ich mit ARDINGHELLO’N, so viel mannichfaltige Schönheit herumwüthen und herumtaumeln zu sehen, und ich habe in meinem Leben noch kein vollkommener weiblich Schauspiel genossen.“