Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris | |
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wird man ihnen ihre Muttersprache nehmen, eine Grausamkeit, durch welche sich nur die Despoten in der Geschichte ausgezeichnet haben. Gewisse geheime Plane, die nun auch schon jenseits des Rheins in der Stille Aufsehen zu machen anfangen, vertragen sich gar nicht mit einer solchen Absicht, und ich getraute mir wohl zu wetten, dass die Idee von einer paritätischen Central-Schule hier in Mainz, bei der Regierung wirklich Eingang gefunden hat. Es kann nicht fehlen, dass durch eine Anstalt dieser Art der Same demokratischer Grundsätze auch noch auf andern Boden als republikanischen werde verbreitet werden. Ob sich aber viele jungen Leute von jenseits hierher ziehen würden, um die Vorlesungen zu hören, bezweifle ich sehr. Die deutschen Fürsten werden schon durch Befehle dafür zu sorgen wissen, dass der Rhein die Grenze der Meinungen bleibt, wenn nicht schon jetzt sich etwas von unserm Gifte hinüber geschlichen hat. Ich weiss nicht, ob es gegründet ist, dass der preussische Gesandte DOHM den Gesandten der Republik zu Rastadt erklärt habe: „Der König, sein Herr, willige in die Abtretung des linken Rheinufers, verspreche sich aber von der Republik, sie werde von aller Verbreitung demokratischer Grundsätze auf dem rechten Rheinufer
Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris. Christian Gottfried Schöne, Berlin 1799, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JN_Becker_-_Beschreibung_meiner_Reise_1799.pdf/84&oldid=- (Version vom 20.8.2023)