Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris | |
|
und sein Geschrei des Unwillens, das er bei der Belagerung über die Revolution der Neufranken erhob. Es ist allso begreiflich, dass hier eigentliche Vaterlandsliebe nicht zu Hause gehören kann, die sich mit dem grossthuerischen Halbwissen gar nicht verträgt.
Im Taumel der Freude über CUSTINE’NS Einzug hatten die Mainzer wie Bachanten um den Freiheitsbaum getanzt und ausgelassen geschwärmt, aber es war nur ein Wunderglaube an die Franken, und sprudelnde Vergötterung der neuen Verfassung, ohne inneres Selbstgefühl und lauteres Bewusstsein angebohrner Menschen-Rechte, wie es die Amerikaner und Franken hatten. Kaum waren aber die neuen Besitznehmer abgezogen, und hatten den Preussen und mit diesen der alten Regierung wieder Platz gemacht, als sich ein entgegen gesetzter Schwindel aller Köpfe bemächtigte. Alle Herzen schlugen wieder dem Kurfürsten entgegen. Man spannt die Pferde von seinem Wagen, und trägt ihn unter Jauchzen und Frohlocken auf den Schultern die Treppe des Schlosses hinan; eben den Mann, gegen den man kurz vorher im Klubb die wütigsten Reden mit angehört hatte, und dem man vorwarf, dass er mit dem Gelde des Landes einen empörenden Luxus verbreitete.
Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris. Christian Gottfried Schöne, Berlin 1799, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JN_Becker_-_Beschreibung_meiner_Reise_1799.pdf/73&oldid=- (Version vom 28.6.2023)