Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris | |
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auf einer Sau, und – wie kann ich all des Unsinns gedenken, den die hohlen Priesterköpfe zusammenraffen, um ihren eisernen Thron zu befestigen! Nicht nur der Auswurf des Pöbels, nein, auch die gebildetere Klasse nimmt an diesem elenden Spiele Antheil. Mädchen von Erziehung rechnen es sich zur Ehre, wenn ihnen eine Rolle als eine der sieben Tugenden zugetheilt wird. Öffentliche Beamten schleppen das Kreuz und lassen sich daran aufknüpfen, und in’s Gesicht speien, während die Gassenjungen im Teufels-Costume sie mit Koth bewerfen.
Der Zulauf der Fremden aus allen Gegenden ist an diesem Tage ausserordentlich. Die Landleute strömen schaarenweise von zehn Meilen in der Runde zu der Komödie herbei, und wenn die heiligen Ceremonieen geendigt sind, geht’s in die Wirthshäuser und Nachts besoffen nach Hause. Es war kein seltener Fall, dass man die Herren CHRISTUSSE am andern Morgen Arm in Arm mit den MAGDALENE’N im Kothe gefunden hat.
Die Gegend um Kochem ist eine der schönsten, die man auf der Mosel zu Gesichte bekommt. Das Städtchen liegt an dem Abhange eines steilen Berges, zwischen Wasser und Felsen eingeklemmt, und sein grosses Alter, das biss in die Zeiten der
Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris. Christian Gottfried Schöne, Berlin 1799, Seite 371. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JN_Becker_-_Beschreibung_meiner_Reise_1799.pdf/397&oldid=- (Version vom 29.12.2023)