Seite:JN Becker - Beschreibung meiner Reise 1799.pdf/381

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

der Eifel giebt es wohl schwerlich ein höheres Elend als hier an den Ufern der Mosel. Überall begegnen meinem Auge ausgehungerte und zusammengeschrumpfte Körper; Gesichter, auf denen der Gram in tiefen Furchen gemalt ist; Jünglinge, von Sorgen abgezehrt, und von Mangel niedergebeugt; ehemahlige Leibeigene, denen die schwere Arbeit in dem Dienste ihrer Leibsherrn die letzte Kraft ausgesogen hat, und die von dem guten Willen der Vorübergehenden ein Stückchen Brot zur Stillung ihres wütenden Hungers, mit dem sie schon seit ihres Daseins kämpfen, erbetteln. Dort begegnet Dir ein nacktes, von Gram und Nahrungssorgen niedergedrücktes Weib, das einen schreienden Säugling in zusammengeflickten Lumpen auf dem Rücken trägt; hier ein feister Mönch, der Deinen Morgengruss mit einem heiligen Segen erwiedert, und den armen Leuten den letzten Nothpfennig für eine Messe aus dem Beutel stiehlt; dort zusammengeschrumpfte Rinder, die hungrig von der Weide zurückkehren und zu Hause leere Krippen finden; hier ein armer Weinbauer, der einen grossen Hund vor seinen kleinen Wagen gespannt hat, um seinen sinkenden Kräften wenigstens eine kleine Stütze zu verschaffen. Die Häuser aller dieser Leute sind elend, doch gröstentheils noch aus Steinen