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Schnee so bedeckt werden, dass sie in der Ferne kaum zu erkennen sind. In diesen traurigen Zeiten fallen die gierigen Raubthiere die Hütten der armen Einwohner an, und schleppen ihnen die jungen Rinder und Pferde weg. Gewiss wirst Du erstaunen, wenn ich Dir versichere, dass es in diesem Lande noch reissende Wölfe giebt, die in den hellen Winternächten mit grässlichem Gebrülle die öden Wälder durchstreichen und die Gegend rund umher mit Schrecken erfüllen. Die Vorkehrungen zur Vertilgung dieser furchtbaren Feinde der Menschen und des Viehes sind sehr schlecht. Man sucht sie nicht in Gruben zu fangen. Ehemahls, als die Jagd noch landesherrliches Regal war, dachte man grausam genug, die Wölfe nur im Winter wegzuschiessen, weil im Sommer ihre Pelze nichts werth sind. Die Jäger lockten sie dann nahe an die Dörfer auf Aas, und schossen sie aus ihren Fenstern todt. Dann ward der Pelz mit Stroh ausgestopft, und die Jägerbursche trugen ihn auf dem Lande herum, und bettelten Eier zusammen, zur Bezahlung, dass sie die Bewohner von einem Raubthiere befreit hatten. Gewiss kann man sich nichts Schrecklicheres denken, als dass der arme Landmann sein theures Vieh von Wölfen erwürgen lassen musste, ohne seinen Feind angreifen zu