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Titelblatte, und prellt seine Abnehmer auf die schändlichste Art. Da habe ich einen Kalender von SCHREIBER’N vor mir, der wirklich ein besseres Schicksal verdient hätte, als durch die Firma GEHRA prostituirt zu werden. Diesen gelben Ladenhüter hat er heuer unter dem Titel: Ida’s Blumenstrauss, 3te Auflage, abermahls als Novität nach Leipzig gebracht. Überdem ist er Nach- und Vordrucker in Einer Person. Vor einigen Jahren hat er eines von KOTZEBUE’NS Theaterstücken einem diebischen Schauspieler im Manuskripte abgekauft, und unter des Verfassers Namen vorgedruckt. Später hat er seine diebischen Hände nach KANT’S kleinen Schriften ausgestreckt.

Eben dieser Mann liess vor kurzem in gelehrten Zeitungen bekannt machen, dass er in Koblenz eine Buchdruckerei anzulegen gedächte, und lud die deutschen Schriftsteller ein, ihm ihre Werke zum Verlag zu überlassen, weil seine Presse durch keinen Censor gehemmt würde, und doch erklärt dieser Mann bald darauf, dass er sich von der Verbreitung der Dekadenschrift: Das rothe Blatt, lossage, weil darin einige Aristokraten als Buben dargestellt sind. Herr GEHRA mag überhaupt sonderbare Begriffe von deutscher Pressfreiheit haben, denn es müsste in der That weit gekommen sein,