Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris | |
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aus seinem Kerker zu entwischen, und wer ihm bei solch einem Wagestück Hindernisse in den Weg legte, empfand gewiss den Ausbruch des Jähzorns auf eine Art, dass er es nicht zum zweiten Mahle that. Er ging bald unter der Leitung seines geschickten Hofmeisters BECKMANN nach Göttingen und Erlangen. Dort war er ordentlich und fleissig. PÜTTER weiss noch jetzt viel von ihm zu erzählen. Nicht sowohl aus Neigung und Grundsatz, als vielmehr wegen der tirannischen Aufsicht, in der er auch hier war, widerstand er den Verführungen dieser Stadt, und der Leute um ihn her. Darauf liess ihn sein Vater auf Reisen gehen. Er hatte aber wenig Nutzen davon, denn seine Ecken, die überall anstiessen, und seine sonderbaren Launen machten ihn nirgends willkommen, und er war stolz genug, die Ursachen dieser Zurückweisung auf die Einwohner selbst zu werfen, was auch seine Reisegefährten selbst, ihm zu Gefallen, wohl thun mochten. So ist der erste Keim von Menschen-Verachtung in seine Seele gefallen.
Als er von diesen ihm sehr nachtheilig gewesenen Reisen zurückkam, wählten ihm seine Eltern die Gräfin LUISE WILHELMINE von Sain-Witgenstein, zur Gattin, ein vortreffliches Mädchen
Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris. Christian Gottfried Schöne, Berlin 1799, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JN_Becker_-_Beschreibung_meiner_Reise_1799.pdf/288&oldid=- (Version vom 28.1.2024)