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am Kammergerichte verhandelten Schriften und Relationen näher kennen zu lernen. Dort macht man so gar kein Geheimniss aus den geheimen Vorträgen über diese merkwürdige Sache, dass die Protokolle Jedem, der nur einige Bekanntschaft hat, offen stehen. Ich habe hier die Vota der beiden Referenten FAHNENBERG und GLOBIG und die Abstimmungen der übrigen Assessoren vor mir. Ich kann sie aber nur, in so fern sie Thatsachen enthalten, hier benutzen. Alles übrige ist meine Meinung.

FRIEDRICH KARL, Fürst von Neu-Wied, ist am 25. Dezember 1741 geboren, und der einzige Sohn ALEXANDER’S, Fürsten von Neu-Wied, eines religiösen, düstern und hipochondrischen Mannes. Es war schon ein Unglück für FRIEDRICH KARL’N, einen Vater zu haben, der ihm nach seinen schwankenden und oft übertriebenen Grundsätzen eine Erziehung gab, die auch jeden bessern Kopf, als diesen, hätte verderben müssen. Der Vater fand in der düstern Miene und schwermüthigen Laune seines Sohnes viel Vergnügen, denn beide harmonirten mit seinen eigenen Sonderbarkeiten und Empfindungen. ALEXANDER ergriff also das rechte Mittel, um seinen Sohn von Grund aus zu verderben. Er gab ihm eine strenge