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die Einwohner mit einer ungewöhnlichen Glaubensfestigkeit hängen. In der Marienkirche giebt es einen Zahn aus der Kinnlade der heiligen APOLLONIA, der für Zähnepein gut ist, wenn er mit Andacht geküsst und die schadhafte Stelle damit berührt wird. So oft ehemahls ein solches Wunder geschah, ward es vor Notarius und Zeugen verificirt, und ad perpetuam rei memoriam den Annalen einverleibt.

Bei den Nonnen in der Görgengasse giebt es ein Haupt des heiligen VALENTIN’S, das jährlich in Prozession durch die Stadt getragen wird, und für die Fruchtbarkeit der Weiber gut ist.

Bei den Jesuiten steht das Gerippe eines Kindleins von dem bethlemitischen Kindermorde. Ein Herr von der LEIEN hat dieses Kleinod im vierzehnten Jahrhunderte aus Palästina mitgebracht, und die Familie hat es in spätern Zeiten den Jesuiten geschenkt, als ein Mahl eine unfruchtbare Gräfin von LEIEN durch die Fürbitte des Paters KANNENBERG, schwanger geworden war, und bald darauf das hochgräfliche Haus mit einem jungen Herrlein erfreute, das nachher den uralten hochadeligen Stamm fortgepflanzt hat.

In der Pfarrkirche zum heil. KASTOR steht der Körper der heil. RITZA, einer Tochter LUDWIG’S