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angebrachten Geländers und der Sitze für Spaziergänger, noch grosse Vorzüge. Doch hat mir die Brücke in Koblenz besser als die Prager gefallen, obschon diese an achthalbhundert Schritte lang und trefflich gebaut ist. Aber die abscheuligen Heiligen, womit sie auf beiden Seiten geschändet ist, entstellen den grossen Anblick der stolzen Stadt, besonders des Wischerad auf dem rechten Moldauufer. Hier in Koblenz steht freilich auch noch ein schmutziger NEPOMUCK auf der Brücke, aber eben jetzt wird er zu dem Sturze verdammt, der weiland über NEPOMUCK’EN in natura auf Befehl Kaiser WENZEL’S zu Prag verhängt ward. Die Koblenzer werden dann zwar auch höchst wahrscheinlich feurige Zungen in der Mosel sehen, wie damahls die Prager in der Moldau. Man wird aber dafür zu sorgen wissen, dass sie den heiligen Ort nicht wie dort zur Skandalisirung aller Reisenden, küssen, und dadurch Ablass gewinnen.

Ich ziehe die Aussicht aus dem alten Schlosse im Thale Ehrenbreitstein, der Aussicht aus dem ehemahligen neuen Schlosse hier in Koblenz weit vor. Dort hat man den Zusammenfluss beider Ströme und die schöne Brücke über die Mosel gerade vor sich, und die Aussicht über die Ebenen bei Neuendorf, biss eine halbe Stunde