Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris | |
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um die schöne Literatur bekümmern sich diese Mönche, wie es wohl noch da und dort die östreichischen thun. Pater BONIFAZ, der Freund FAUSTIN’S, hat nur in dem Kopfe des Dichters existirt, der da zeigen wollte, wie man einem Manne mitspielen würde, der es wagte, über die Schranken der Möncherei zu steigen. BLUMAUER’S trapestirte Äneis war das einzige Buch, das ich bei einem epikuräischen Mönche fand.
Es ist zu erwarten, dass bei der bevorstehenden grossen Ausmistung der Klöster alle literärischen Schätze gesammelt, und dem Liebhaber geöffnet werden.
Die Weltpriester sind aus weiland französischen Abbees und köllnischen Blaffertarien zusammengesetzt, Epikuräer wie jene, Dummköpfe wie diese. Fast jeder Pfarrer hat seine eigene Mätresse, die er gelegenheitlich selbst von den Sünden gegen das sechste Gebot absolvirt. Überall findet man diese Herren als geistliche Freunde, Rathgeber und Nothhelfer, von denen es wie bei BÜRGER’N heissen möchte:
- Der Pastor loci kam zuerst in unser Haus,
- Und auch am öftersten. Drum musste wohl vor allen
- Mein kleiner Sohn auf seine Rechnung fallen,
- Er machte nach der Zeit ein schmuckes Chorkind draus.
Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris. Christian Gottfried Schöne, Berlin 1799, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JN_Becker_-_Beschreibung_meiner_Reise_1799.pdf/268&oldid=- (Version vom 2.2.2024)