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Speisesaal, wozu aber nur wenige Mönche geladen wurden. Sobald die Braten aufgesetzt waren, beehrte uns gewöhnlich der Herr Abt mit seiner Gegenwart, die dann mit kostbaren Weinen und Speisen gefeiert ward. Nachmittags ging’s in der Kloster-Equipage auf die abteilichen Meierhöfe, wo die epikuräischen Mönche unter den muntern willigen Mädchen Stoff zur Beichte einsammelten. Die alten grämlichen Herrn, die für den Genuss abgestorben waren, winkten freilich mit den Fingern und keiften ein wenig, wenn eine rothwangige Dirne in den Umarmungen eines jungen Mönchs kreischte; das war aber gewöhnlich nur das Signal zu neuen Unternehmungen. So ging es weiland täglich in den Abteien zu, denn täglich fanden sich Fremde ein, die Gelegenheit dazu gaben und bewirthet werden mussten. Diess Leben lockte die wackersten Bauerbursche, die die Welt blos aus dem Trierischen und aus den Abteien kannten, dahin. Ein Student auf dem Gimnasium zu Koblenz hatte keinen Wunsch, als ein Mahl in einer Abtei unterzukommen, und die reichsten Pächter und Bauern glaubten sich einen sanften Sitz im Himmel zu bereiten, wenn sie einen Abteiherrn, oder wohl gan einen Prior und Abt in ihrer Familia zählten.