Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris | |
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Kurz vor eilf Uhr verkündigte ein Kanonenschuss von Ehrenbreitstein die Erscheinung der Franken vor den Batterien jenseits der Mosel. Nun fing es unter den Einwohnern erst recht zu stürmen an. Sie versprachen sich, als die ersten Freunde der Emigrirten, nichts Gutes, und waren voller Verzweiflung. Hätten sie aber gewusst, dass sie in die Hände einer edelmüthigen Nation kommen würden, wie hätten sie wohl über ihr künftiges Schicksal noch unruhig sein können? Die Hoffnung, die Stadt zu behaupten, schwand nun selbst in den Herzen der entschiedensten Aristokraten, und der Kommandant erklärte deutlich genug, dass er ohne weiteres abziehen würde.
Ich war gleich nach dem Allarm-Schusse auf einen erhabenen Ort in dem Hause des Grafen von METTERNICH geeilt, wo ich aus einem Fenster die ganze Fläche jenseits der Mosel überschauen konnte. Der General der Franken, der zu früh gefallene MARCEAU, machte bald Anstalten zu einem ernstlichen Angriffe, und liess die Stadt beschiessen.
Aber die Östreicher warteten den Erfolg nicht ab, und zogen ihre Truppen, die noch über der Karthaus standen, in möglichster Eile zurück. Während man nun hierzu am Rhein die ausserordentlichsten
Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris. Christian Gottfried Schöne, Berlin 1799, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JN_Becker_-_Beschreibung_meiner_Reise_1799.pdf/232&oldid=- (Version vom 16.11.2023)