Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris | |
|
nun davon biss jetzt höchstens sechs Millionen für Kontributionen und Brandschatzungen, für Verpflegungen der Armeen und an freiwilligen Geschenken wieder aus der Stadt gegangen sind, so bleibt immer noch eine Summe von vierzehn Millionen übrig. Frankfurt, dem Freund und Feind wenig Land aussaugen konnten, kann sich allso rühmen, in allen Theilen (die Messe ausgenommen) durch die Zeitumstände blühender geworden zu sein.
Es giebt keine Stadt in Deutschland, die prächtigere Gasthöfe hat, als Frankfurt. Da bleibst Du erstaunt vor grossen Pallästen stehen, und weisst nicht, welchen Du wählen sollst. Ich logire hier im rothen Hause in einem ganz kleinen Stübchen, wofür ich täglich 1 Gulden 12 Kreuzer bezalen muss. Ich hätte auch die Ehre haben können, in einem königlich oder fürstlich meublirten Zimmer, auf Nro. 1. oder 2. zu wohnen, wenn ich täglich 2 Karolinen dafür hätte bezahlen wollen, dass ich mich auf reichgestickten Faulbetten wälzen darf und in Silber bedient werde. Die Tafeln in diesen Wirthshäusern werden ohne Wein von der Person mit einem Gulden bezahlt, und dafür ungefähr 16 biss 20 Schüsseln aufgesetzt, unter denen aber kaum zwei von der Art sind, dass
Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris. Christian Gottfried Schöne, Berlin 1799, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JN_Becker_-_Beschreibung_meiner_Reise_1799.pdf/207&oldid=- (Version vom 28.6.2023)