Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris | |
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Leute bekommen Stockschillinge dafür. Dieser Theil von Deutschland ist in unsern Tagen der unglücklichste gewesen. Was der Hunger der vereinigten deutschen Armeen übrig gelassen hatte, raubte die Jourdanische Armee vollends aus, und dem Einwohner blieb nichts übrig, als der Habersack und Selterser Wasser. Die Republikaner haben sich hier nicht republikanisch betragen. Man sah freilich keine brennenden Dörfer, aber geplünderte und zerfleischte Menschen, entehrte Weiber und Mädchen, und wütenden Hunger auf allen Seiten.
Ich stand an jenem denkwürdigen Tage des dritten Jahrs der fränkischen Republik, an dem die siegreichen Franken die Stadt besetzten, in der ein kurzsichtiger Fürst den ruchlosen Emigrirten Aufenthalt und Schutz gegeben hatte, auf den Höhen von Ehrenbreitstein, und hörte dem Gespräche von zwei trierischen Edelleuten zu, die auf die jenseitigen Rheinbewohner schimpften, weil sie nicht die Waffen ergriffen und dem Feinde entgegen gingen. Die Franzosen sollten nur herüber kommen, meinten sie, sie wollten sie besser begrüssen. Als im nächsten Jahr dieser Fall nun wirklich eintrat, versammelten die Herrn ihre Bauern, wurden aber ausgelacht, und wenn sie nicht heimlich davon gegangen wären, so würden
Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris. Christian Gottfried Schöne, Berlin 1799, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JN_Becker_-_Beschreibung_meiner_Reise_1799.pdf/186&oldid=- (Version vom 4.11.2023)