Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris | |
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Gleich unter Boppard macht der Rhein einen scharfen Winkel nach Osten, bald neigt er sich aber wieder gegen Norden, und beginnt in die köstlichste Landschaft zu treten, die er während seines ganzen Laufes von Basel her gesehen hat.
Bei Rense stieg ich unserm C... zu Liebe an’s Land, um den Königsstuhl zu besteigen, der sich hier seit Jahrhunderte erhalten hat. Die unbedeutende Wichtigkeit dieses Denkmahls, dem der berühmte KÖHLER eine eigene Abhandlung geschenkt hat, reizte mich nicht. Wenn ein türkischer Basse sich empört, so muss der Menschenfreund trauern. Solche Revolutionen haben nicht das Glück der Menschheit zum Zweck, oder auch nur andere reine Absichten. Die Herrschsucht facht sie an, und die Raublust des ungebildeten Haufen unterhält sie. Statt aus den Ketten befreit zu werden, fällt der Mensch in eine noch schändlichere Knechtschaft, als die war, der er so eben entronnen ist. Die Kurfürsten haben hier einen Kaiser entthront und einen Bund geschlossen. Geschichtschreiber, derer Namen weit und breit umher rauschen, haben daraus auf die deutsche Freiheit einen Schluss machen wollen. Aber, ich bitte, schweigt mir von euerer problematischen Freiheit, auf die Aristokraten und ihre Höflinge wohl, aber kein
Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris. Christian Gottfried Schöne, Berlin 1799, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JN_Becker_-_Beschreibung_meiner_Reise_1799.pdf/178&oldid=- (Version vom 3.11.2023)